Umweltschutz ist wichtig für Mensch und Natur
Fernwärmeversorgung Mayen beispielhaft für ganz Rheinland-Pfalz
Klimaschutz, die Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes, Energiewende mittels Einsatz erneuerbarer Energien und Energieeinsparung sind Themen, die seit Jahren von Experten in der ganzen Welt diskutiert werden. Globale Maßnahmen und Übereinkommen fallen schwer, zu unterschiedlich und komplex sind die Interessen. In Mayen jedoch sind Energieeinsparung und Umweltschutz schon seit Jahren gelebte Praxis.
1998 wurde die „Fernwärmeversorgung Mayen GmbH“ offiziell gegründet. Dieses in Rheinland-Pfalz beispielhafte Konzept, bei dem fast ausschließlich industrielle Abwärme aus dem Produktionsprozess des Unternehmens Moritz J. Weig GmbH & Co. KG zur Energiegewinnung genutzt wird, reduziert den Ausstoß von schädlichem Kohlendioxid in Mayen und damit für die gesamte Region um rund 5.400 Tonnen pro Jahr.
Es war ein langer Prozess, bis aus den ersten Überlegungen des inzwischen verstorbenen Moritz Weig schließlich ein umsetzbares Projekt wurde. Doch seitdem ist eine Menge geschehen und aus der Vision der Fernwärmeversorgung für Mayen wurde eines der größten Projekte zur Nutzung industrieller Abwärme in Rheinland-Pfalz. In den Jahren seit der offiziellen Gründung der Fernwärmeversorgung Mayen GmbH ist ein kontinuierliches Wachstum zu verzeichnen – und das in mehr als einer Hinsicht.
Viele Partner haben daran mitgewirkt, die Fernwärme in Mayen zu realisieren. Dazu gehören die städtischen Gremien, die mit ihren Beschlüssen den Weg ebneten, ebenso wie das Land Rheinland-Pfalz als Zuschussgeber und natürlich die Gesellschafter der Fernwärme, die ihr Vertrauen in das Projekt gesetzt haben.
Aus ursprünglich vier Gesellschaftern – der Moritz J. Weig GmbH & Co. KG, der Saarberg Fernwärme GmbH (heute: Iqony), der Energieversorgung Mittelrhein GmbH (heute: Energieversorgung Mittelrhein AG) und der Stadtwerke Mayen GmbH – sind inzwischen sechs Gesellschafter geworden. Heute sind auch die Kreissparkasse Mayen und das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein gGmbH an der GmbH beteiligt.
Das Netz der Fernwärme wurde kontinuierlich über große Teile des Stadtgebietes ausgeweitet. Die erste Trasse wurde 1999 im Baugebiet „Am Taubenberg“ verlegt; alle Häuser in diesem Bereich werden mit Fernwärme versorgt. Im Mittelpunkt der Aktivitäten im Jahr 2000 stand die Verlegung der Fernwärmetrasse in der St.-Veit-Straße. Eine Baumaßnahme, die hohe Anforderungen an Planung, Koordination und Ausführung stellte. Die Arbeit der FWM wurde belohnt: Mit fast 95 % Anschlussdichte setzt die St.-Veit-Straße Maßstäbe für die Fernwärmeversorgung Mayen. Weitere Trassenabschnitte wurden ebenfalls in 2000 realisiert, so dass bis Jahresende rund 7,5 Kilometer Fernwärmeleitungen in Mayen verlegt waren.
Im Jahr 2001 erreichte die Fernwärme-Trasse dann die Innenstadt und schließlich den vorläufigen Endpunkt in der Stehbachstraße. Bis 2006 wurde die Haupttrasse nicht mehr erweitert, jedoch verschiedene Nebentrassen wie in der Straße „Im Preul“ und der Neustraße gebaut.
2006 dann „Grünes Licht“ für den weiteren Ausbau der Fernwärme-Haupttrasse: Mit den Planungen für die Sanierung und den Umbau des Hallenbades in der Bachstraße fiel auch die Entscheidung für die Energieversorgung des Nettebad Mayen mit Fernwärme. Noch in 2006 wurde mit dem Straßenausbau in der Gartenstraße dort auch die Fernwärmeleitung verlegt. In 2008 erfolgte der Lückenschluss zwischen Stehbachstraße und Nettebad.
Diese Maßnahme war auch Grundstein für den Anschluss von Jugendherberge und Megina-Gymnasium Mayen auf dem Knüppchen, die seither ebenfalls mit der umweltfreundlichen Energie versorgt werden. Heute sind es fast 200 Privatkunden und viele große Objekte im Stadtgebiet, neben den bereits genannten zum Beispiel auch das Mayener Rathaus, zahlreiche Schulen im Bereich Hinter Burg sowie Turnhallen, mit umweltfreundlicher Energie für Heizung und Warmwasserbereitung versorgt. Mit jeder einzelnen Feuerungsstelle, die im Laufe der Jahre an die Fernwärme angeschlossen wurde, wird Kohlendioxid eingespart – insgesamt beläuft sich dies auf rund 5.400 Tonnen pro Jahr.
Gewonnen wird die Energie fast ausschließlich aus Abwärme im Produktionsprozess des Unternehmens Moritz J. Weig GmbH & Co. KG. Von der Pumpenstation der Fernwärmeversorgung GmbH in der Polcher Straße wird heißes Wasser durch Leitungen zum Kunden und zur erneuten Erwärmung wieder zurück zur Pumpenstation transportiert. Dieses System erfordert eine besondere Technik und hohe Qualitätsstandards an die Abdichtung und Wärmedämmung der Leitungen.
Daher ist bei der Verlegung der Kunststoffmantelrohrleitungen für die Fernwärme Qualitätssicherung ein wichtiges Merkmal. Normalerweise werden etwa 10 % der Schweißnähte an neu verlegten Rohrleitungen überprüft. Die Bewertungsstufe liegt zur Vermeidung von Wasserverlusten bei der Fernwärmeversorgung wesentlich höher. In wichtigen Bereichen mit hochwertigen Oberflächen werden sogar 100 % der Nähte durchleuchtet bzw. geröntgt. In Mayen war dies z. B. bei der Querung des Marktplatzes der Fall.
Dies ist jedoch nur ein Teil der umfangreichen Qualitätsprüfungen. Die Rohrleitungen werden einer Druckprüfung unterzogen, wobei ein Druck von 21 bar aufgebaut wird. Bleibt dieser Druck 2 Stunden konstant, ohne dass Prüfmedium (Wasser oder Luft) nachgespeist werden muss, ist die Rohrleitung dicht.
Wichtig ist auch die ständige Überwachung, ob von innen oder außen Feuchtigkeit in die Isolierung der Rohrleitungen eintreten kann. Hierfür werden die in die Isolierung mit eingeschäumten Lecküberwachungsdrähte genutzt. Registriert einer dieser Drähte Feuchtigkeit, deutet dies auf eine Beschädigung des Kunststoffaußenmantels bzw. eine Undichtigkeit des Stahlrohres hin, die umgehend beseitigt werden muss.
Diese umfangreichen Prüfungen sind mit ein Grund, warum die Leitungsgräben nicht – wie zum Teil bei anderen Baumaßnahmen üblich – bereits kurz nach dem Verlegen der Rohre wieder zugeschüttet werden können. Zum Teil können die Tests nämlich nur am offenen Graben durchgeführt werden, außerdem müsste bei einem festgestellten Mangel die Leitung wieder freigelegt werden, was zusätzliche Kosten und Zeitverzögerungen verursachen würde.
Die Vorteile, die die Fernwärmeversorgung nicht nur für die Umwelt, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht für die Eigentümer der Objekte bietet, rechtfertigen letztlich diesen hohen Aufwand. Die Fernwärmeversorgung in Mayen ist ein Projekt mit Vorbildfunktion – für die Zukunft der Menschen in der gesamten Region.